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Wie arbeiten Trauerredner?

News und Pressemeldungen

Ein Kessel Buntes: Nicht nur bei Trauerfeiern Erlebtes, Gedachtes und Wiedergegebenes

Januar 2024

Friedhöfe

Heute sind sie mein „Arbeitsplatz“ als Trauerrednerin, aber ich bin schon immer gern auf Friedhöfe gegangen. Als kleines Kind wohnte ich im Pfarrhaus gegenüber dem örtlichen Friedhof, als Studentin in der „Friedhofstraße“ in der Nähe eines Waldfriedhofs. Mit 18 habe ich im ehemaligen Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, die deutschen Friedhöfe besucht; vorletztes Jahr den Friedhof für Sinti und Roma in Bonn. Für mich sind Friedhöfe eine Oase, ein Ort der Ruhe und des Friedens. Wenn am Grab meines Vaters oder dem Baum meiner Mutter die Vögel zwitschern, die Jahreszeiten kommen und vergehen, empfinde ich das als sehr beruhigend und tröstlich.


Diesen Monat war ich in Wien und natürlich habe ich mir auf dem Zentralfriedhof fast einen ganzen Tag Zeit gelassen. Millionen von Menschen liegen hier, es ist der zweitgrößte Friedhof Europas. „Die 71er“ nehmen sagen die Wiener zum Sterben, denn früher wurden die Leichen tatsächlich mit der Tramlinie 71 dorthin transportiert. Heute fahren die Besucher damit dorthin, allein vier Stationen gibt es entlang des riesigen Friedhofs. Auf dem Zentralfriedhof selbst fährt auch ein Bus, auch der hat 22 Haltestellen.


Auf dem Zentralfriedhof liegen Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Hans Moser, Udo Jürgens, Falco und viele, viele andere Prominente. Ich habe die Vielfalt der unterschiedlichen Gräber sehr genossen: Bei Udo Jürgens sein Konzertflügel als Skulptur. Bei einem Grab, dessen Sprache auf der Inschrift ich nicht lesen konnte, die Getränkedosen: Ich vermute, Teil einer mir unbekannten Trauerkultur, dem Verstorbenen die Lieblingsgetränke bereit zu stellen?! Auf anderen Grabmalen werden lange Abschiedsgrüße festgehalten.

Ein Grab kann so viel über ein Leben und einen Menschen aussagen! Ich denke, deshalb mag ich Friedhöfe so. Sie machen das, was ich an meinem Beruf als Trauerredner so liebe: Ich bekomme Geschichten erzählt.

Es war mir eine Ehre, Anfang Februar die Trauerrede über den Grünen-Politiker Sepp Dürr zu halten. Posthum habe ich damit einen faszinierenden und sehr sympathischen Menschen kennenlernen dürfen. Während ich über den Privatmenschen erzählen konnte, war es die Aufgabe der anwesenden Politik-Prominenz, ein Bild des Kollegen und Mitstreiter zu zeichnen. So wurde es eine sehr bewegende Trauerfeier.

Kristin Holighaus bei einer Trauerfeier in Germering

Foto: Günther Reger

31. Oktober 2022

AZ Abendzeitung München

Trauerredner*in Kristin Holighaus inAbendzeitung München 31.10.2022

2. November 2022

Ein Beitrag in der BR-Abendschau über Trauerredner und konfessionelle Trauerfeiern.

 

Ich finde es einen schönen Beitrag. Aber ich habe eine Anmerkung: Ich sehe mich nicht als Konkurrenz zu den Kirchen, sondern als Ergänzung. Für mich ist es wichtig, dass jeder Mensch die Trauerfeier bekommt, die zu ihr oder ihm passt und die für die Zugehörigen trostreich ist.

1. April 2021

Vom Tun und vom Sein

A. bekam ihre Diagnose am Gründonnerstag 2020: In ihrem Kopf waren mehrere Tumore. Der Brustkrebs, von dem sie hoffte, ihn besiegt zu haben, war in ihren Körper an anderen Stellen zurückgekehrt. Am Karfreitag bekam jede von uns Freundinnen einen Anruf von ihr. Sie verteilte Aufgaben, meine war herauszufinden, welche Möglichkeiten in Deutschland bestanden, selbstbestimmt zu sterben. Patientenverfügung, Testament, Hospizsuche - wir alle wurden mit verschiedenen Dingen beauftragt, die ihr nahendes Sterben betrafen. Es wurden noch dreieinhalb Monate bis zu ihrem Tod.

„Unser Tod mag der Schlusspunkt hinter unseren Erfolgen, unserer Produktivität, unserer Bekanntheit und unserer Bedeutung unter den Menschen sein, aber er ist nicht der Schlusspunkt unseres Fruchtbarwerdens“ schreibt der Theologe Henri Nouwen in seinem Buch "Die Gabe der Vollendung". Als Beispiel führt er Jesus an: Der lebte nicht mal 40 Jahre, war nie außer Landes gereist, zu Lebzeiten begriff man ihn nicht richtig, als er starb, hielten nur noch wenige zu ihm. Man könnte sagen, sein Leben war in jeder Hinsicht ein Fehlschlag. Der Erfolg hatte ihn verlassen, seine Beliebtheit war geschwunden, seine Macht war vorbei. Und doch ist offensichtlich, dass sein Leben nachhaltig kommende Kulturen geprägt hat.


Nun, Jesus war einmalig. Und natürlich kann ich A. nicht mit Jesus vergleichen. Aber sie hat mein Leben geprägt. Nicht nur dadurch, dass sie 45 Jahre meine Freundin war. Sondern durch die Frucht, die in meinem Leben aufging: Wäre sie nicht gestorben, wäre ich heute nicht freie Trauerrednerin.

„Wie kann ich so leben, dass ich auch dann, wenn ich nicht mehr bin, weiterhin fruchtbar sein kann?“ fragt Nouwen. Diese Frage verlegt unsere Aufmerksamkeit in unserem Leben von unserem Tun auf unser Sein. Unser Tun bewirkt Erfolg oder Misserfolg, unser Sein bewirkt Frucht. Dieser Fokus stellt für mich eine täglich neue Herausforderung dar. Und das wird es in Zukunft noch viel mehr, falls ich das Glück habe, alt und schwach zu werden und zunehmend die Fähigkeit verlieren werde, Dinge zu tun. 
An A. erinnere ich mich, wie sie gewesen ist, nicht an das, was sie getan oder geleistet hat. Dafür bin ich dankbar.

4. Februar 2021

Buchvorstellung "Das Geheimnis eines guten Lebens" von Carl Achleitner

Zum Geburtstag haben mir meine Freundinnen ein Buch geschenkt. Ein echter Schatz!

Ich erzähle Ihnen hier kurz über das Buch des österreichischen Trauerredners Carl Achleitner "Das Geheimnis eines guten Lebens".

19. November 2020

Der Zug des Lebens

Ein Lehrer an der Schule meiner Kinder hat uns Eltern dieses Video gezeigt. Ich habe gegrübelt, warum er das tat. Ich denke, er wollte unser Augenmerk darauf lenken, was wirklich wichtig ist im Leben. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Ich habe dieses Video in den vergangenen Jahren mehrfach gesehen. Ich bin immer wieder sehr berührt.

22. Oktober 2020: WDR 5 spezial

Herbert Feuersteins Nachruf auf sich selbst

Am 6. Oktober 2020 starb der Journalist und Entertainer Herbert Feuerstein. Der 83jährige hatte schon fünf Jahre zuvor seinen eigenen Nachruf verfasst. „Auf die Kollegen“, so schreibt der WDR, „wollte er sich dabei wohl lieber nicht verlassen“.

Und Feuerstein selbst sagt in seinem Nachruf: "Ich will nicht lange drumherum reden: Ich bin jetzt tot und und Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, werden das eines Tages auch sein. Spätestens dann sind wir quitt."
In dem 115-minütigen Audiobeitrag hat Feuerstein viele Phasen seines Lebens zusammengefasst: Es geht um Musik, sein Leben in New York, seine Arbeit beim Satiremagazin „MAD“ und seine lange Zusammenarbeit mit Harald Schmidt.

Sehr berührend, sehr hörenswert.

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